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sanen in die US-Zone geflüch-
tet. Die katholischen Kroaten
errichteten eine Baracken-
kirche, die 400 Gläubigen Platz
bot. Betreut wurden sie vom
Franziskaner-Pater Dr. Mirko
Covic. 1946 gründeten sie eine
zweiklassige Lagerschule, in
der bis 1949 in Kroatisch un-
terrichtet wurde.
Die Barackenschule
Nach und nach bezogen ge-
flüchtete Volksdeutsche aus
Südosteuropa,
katholische
Donauschwaben und evange-
lische Siebenbürger Sachsen
die Baracken-Notunterkünfte.
In der Schule gab es neben den
zwei kroatischen Klassen mit
102 Schülern auch zwei Klas-
sen mit 154 Schülern, in denen
auf Deutsch unterrichtet wur-
de. 1950 wurde die Lagerschu-
le Expositur der Volksschule
Traun, 1954 eine selbständige
gemischte Volksschule. Die Ba-
rackenschule bestand bis zum
Bezug
der neuerbauten
Volksschule
In den chaotischen Tagen nach
Kriegsende verübte ein Teil
der befreiten Polen zahlreiche
Gewaltverbrechen.
Noch
dazu war die Gendarmerie
von der US-Besatzungsmacht
als Kriegsgegner entwaffnet

wor den. Erst Anfang Juli er-
hielt die Gendarmerie ihre
Waffen zurück. Die Gewaltta-
ten gingen aber weiter ­ Raub,
Überfälle, Plünderungen, Feu-
ergefechte. Es gab Verwundete
und Tote. Obwohl in manchen
Fällen die Täter bekannt wa-
ren, konnten sie nicht verhaf-
tet werden, sie standen unter
dem Schutz der Besatzungs-
macht. Die Gendarmerie er-
richtete zuerst in St. Martin,
dann direkt im ,,DP Lager 59"
einen Außenposten. Die ehe-
maligen Gefangenen wurden
allmählich ,,repatriiert" ­ in
ihre Heimatländer zurück-
geführt - oder in andere Lager
in Oberösterreich verlegt.
Anschließend zogen USTA-
SCHA-Kroaten in das Lager.
Sie waren vor den TITO-Parti-
in St. Martin im Jahre 1955.
Kinder, die die Hauptschu-
le besuchten, kamen nach
Traun. Ich hatte in der 1. und
2. Klasse der Hauptschule
Anfang der 50er Jahre einige
Mitschüler aus dem Lager 59.
Seit dem 1.1. 1950 war der
1947 aus Jugoslawien geflüch-
tete Donauschwabe Paul Pfuhl
Lager-Seelsorger ­ später in
Doppl-Hart. Es entwickelte
sich ein reiches kirchliches
Leben ­ Prozessionen, Hoch-
zeiten, Taufen, Maiandachten,
vieles wie in der alten Heimat.
Die Holzbaracken
Die Wohnverhältnisse wa-
ren äußerst
desolat, auf
e n g s t e m
Raum lebten
bis zu 3000
M e n s c h e n .
Die Holzbara-
cken waren im
Laufe der Jah-
re nicht besser
geworden, im Winter kalt, im
Sommer heiß. Das Familien-
einkommen sehr bescheiden.
Aber man war froh, ein Dach
über dem Kopf zu haben, der
Hölle entronnen zu sein: Tod,
Gefangenschaft, Flucht. Man
versuchte sich so gut wie mög-
lich einzurichten: Gemüsegär-
ten wurden angelegt und man
versuchte, Arbeit am Bau oder
in der Industrie zu finden -
nicht im Traumberuf, aber
immerhin. Es gab Feste und
Bälle. Trotzdem versuchten
alle so schnell
wie
möglich,
die Situation zu
ändern,
viele
wanderten aus,
nach Kanada,
Australien, USA.
Manche blieben
in Traun und
in Nachbarge-
meinden oder beka-
men Wohnungen. 1962 wurde
das Lager 59 aufgelöst.
Das Barackenlager 59
Das während des 2. Weltkrieges 1942/43 in St. Martin, nörd-
lich der Zauner-Mühle, errichtete Barackenlager diente als
Unterkunft für mehr als 2500 Kriegsgefangene und Zwangs-
arbeiter aus Polen, Weißrussland und anderen Ländern, die
in der Linzer Industrie eingesetzt waren.
anno dazumal von Georg Sayer
KONTAKT
MUSEUM IM
,,STEINHUMERGUT"
Neubauerstraße 75, Traun
Öffnungszeiten:
jeden letzten Mittwoch
im Monat, von 14­18 Uhr
und am 2. Samstag im
Monat, von 14­17 Uhr
sowie
nach tel. Vereinba-
rung: 07229 / 688-105
oder bei Georg Sayer
unter 07229 / 74 851
www.traun.at
Expositur der VS Traun im Lager 59.
Fotos: Archiv Stadt T
raun
1959 Fronleichnam
1959 Barack
enkirche
Altar der Lagerkirche
1954 im Lager
Barackenkirche
1948 Lager 59.