background image
gestellt. Die Maschinen werden
mechanisch angetrieben. Ein
Wasserrad treibt eine Welle an,
hölzerne Zahnräder übertra-
gen die Kraft über die ,,Königs-
welle" und Seilantriebe zu den
einzelnen Maschinen bis in
das 3. Stockwerk. Es wurde ein
Park angelegt und eine Kapelle
als Grablege der Familie Kubo
errichtet (,,Rindenkapelle").
1894 stirbt Peter Kubo.
Seine Nachfolger
konzentrieren die Produktion
auf die ehemalige Obermühle
und in der Aumühle entstehen
Wohnungen. Doch bereits 1902
muss der Betrieb stillgelegt
werden und viele Arbeiterfa-
milien verlassen St. Martin.
Angezogen von der Wasser-
kraft des Welser Mühlbaches,
entstanden die Kotzenfabrik
BERL/Ödt, die Weberei und
Spinnerei GRAUMANN/ Traun,
die Zeugdruckerei und We-
berei ENDERLIN/Traun und
die Bänderfabrik GABLER in
St. Martin, 1950 kam die Sei-
denweberei SEWAG dazu.
Sie machten aus dem kleinen
Bauern- und Fischerdorf einen
ansehnlichen Industrieort, der
schon vor 1914 fast 6000 Ein-
wohner hatte. Traun war ein
wichtiges Zentrum der Textil-
industrie in Oberösterreich.
Die Geschichte
Von all diesen Firmen ist heu-
te nur mehr GABLER-Band als
Produktionsbetrieb geblieben,
trotz manchem Zusammen-
bruch und Wiederbeginn.
1845 kaufen die Herren Alois
Schimak, Johann Kubo und
Franz Freiherr von Obenaus
die abgebrannte Obermühle
und errichten eine Baumwoll-
spinnerei, 1857 wird die Au-
mühle erworben und ebenfalls
für die Produktion genützt.
1870 wird Peter Kubo Alleinei-
gentümer. In der Weberei wer-
den Bänder aller Art, Litzen,
Schnüre, Borten, Dochte her-
1903 beginnt die Periode Franz
Fashold. 1905 werden sechs
Arbeiterhäuser gebaut, ein
Kinderheim, ein Konsumver-
ein für die Betriebsangehö-
rigen gegründet, 1911 werden
die Wasserräder durch Turbi-
nen ersetzt und der Werkska-
nal komplett ausgehoben. Die
Investitionen überstiegen die
Finanzkraft
des Unter-
n e h m e n s
und der Be-
trieb muss
1914 still-
gelegt wer-
den, die
Maschinen
verkauft.
Mit Beginn
des er-
sten Welt-
krieges wird der Betrieb ein
Internierungslager für ver-
dächtige Bürger der k.u.k
Monarchie. Nach Kriegsende
begann Franz Gabler, er hat-
te einen Betrieb in Jägerndorf
im ehemaligen Österreichisch-
Schlesien, das Werk in St.
Martin wieder aufzubauen:
Shedhalle, Fär-
berei, Bleiche-
rei, der Turm
­ heute ein
Wahrzeichen
von St. Martin
­ werden errich-
tet. Die Produk-
tion wird umge-
stellt, ein großer
Erfolg sind die
Gummiwaren. Gabler kam
gut über die Wirtschaftskrise
der 1930er Jahre, es kommt zu
keinen Massenentlassungen,
1937 werden 1500 Leute be-
schäftigt. Eine eigene Marke
wird aufgebaut: FRAGAMA.
Während des Krieges Mangel
an Arbeitskräften und Mate-
rial, dadurch Produktionsein-
schränkungen. 1945 Verlust
der Werke in Jägerndorf und
Leobschütz (Österr.-Schlesien).
Durch Investitionen und Pro-
dukterweiterungen entwi-
ckelte sich Gabler zum größten
Bandhersteller Österreichs ­
50% Export. 1965 wurde das
Zweigwerk Haslach errichtet.
Mit der europäischen Textilin-
dustrie ging auch in St. Martin
die Produktion in den 1980er
Jahren zurück ­ 1986 wurden
nur mehr 160 Leute beschäf-
tigt. 1987: Übernahme des Be-
triebes durch den Trierenberg-
Konzern, der Park wurde von
der Gemeinde gekauft. 1996
erwarb die deutsche Berger
Gruppe das Werk.
Die Firma Gabler
in St. Martin
100 Jahre wurde Traun von
der Textilindustrie geprägt.
anno dazumal von Georg Sayer
KONTAKT
MUSEUM IM
,,STEINHUMERGUT"
Neubauerstraße 75, Traun
Öffnungszeiten:
jeden letzten Mittwoch
im Monat, von 14­18 Uhr
und am 2. Samstag im
Monat, von 14­17 Uhr
sowie
nach tel. Verein-
barung: 07229 / 688-105
oder bei Georg Sayer
unter 07229 / 74 851
www.traun.at
Fashold AG, vor 1914
Fotos: Archiv Stadt T
raun
um 1960
Turbineneinbau um 1911
um 1900
1952 Festzug mit K
ommandant
Max Franz. FF 2010+
Pavillion im Park um 1900
Bachausbesserung um 1920