anno dazumal von Georg Sayer Das evangelische Traun – Der Beginn Am 31. Oktober jährt sich zum 500. Mal der Tag, an dem Dr. Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg anschlug. Aus dem Versuch, die Missstände, den moralischen Verfall, der damaligen katholischen Kirche aufzuhalten und sie zu reformieren, entstand die Glaubensspaltung der westlichen christlichen Kirche, die bis heute nicht überwunden ist. Sie kostete Millionen Menschen das Leben. Die Ansichten Luthers verbreiteten sich rasch, auch Oberösterreich wurde in weiten Teilen „lutherisch“. Adel, Bauern und Bürger, ja sogar Priester, Mönche, Klosterfrauen folgten der neuen Lehre. Der Adel hatte viele Kontakte ins Reich, so weilte 1520 Sebastian von Traun mit anderen Mitgliedern des oberösterreichischen Adels in der freien Reichsstadt Augsburg – zwei Jahre vorher war dort Martin Luther beim Reichstag aufgetreten und hatte sich geweigert, seine 95 Thesen zu widerrufen. neuen Lehre. Luthers Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“, 1520 erschienen, wurde - heutige Sprache - zum „Bestseller“. Auch in der Schlosskapelle Traun wirkten evangelische Prädikanten, ebenso in der Pfarrkirche Hörsching, deren Vogtei die Herren von Traun innehatten. Natürlich versuchten die habsburgischen Landesherren des Erzherzogtums ob der Enns, die gleichzeitig Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation“ waren und der katholischen Kirche und dem Papst die Treue hielten, die Entwicklung rückgängig zu machen. Sie konnten allerdings nicht so durchgreifen, wie sie wollten, denn für den Krieg gegen die vordringenden Türken brauchten sie Geld, das die evangelischen Landstände bewilligen mussten. In der Pfarrkirche Hörsching befindet sich ein Epitaph, ein Grabmal, das Herzelaut von Traun für ihren Mann Otto nach 1572 errichten ließ. Martin Luther (*10. November 1483 † 18. Februar 1546) SONDERAUSSTELLUNG im Museum Steinhumergut Es ist eine evangelische „Gesetz- und Gnade- Darstellung“, wahrscheinlich geschaffen von dem Bildhauer Friedrich Thön. Als sie 1590 starb, durfte die überzeugte Protestantin nicht in der wieder katholisch gewordenen Kirche beigesetzt werden. Die in die Pfarren eingesetzten katholischen Geistlichen, oft der deutschen Sprache nicht mächtig, wurden in vielen Fällen von den Bauern mit Gewalt vertrieben. In den Schlosskapellen wurden noch die evangelischen Prediger geduldet. „Einblicke in die evangelische Vergangenheit von Traun“ Eröffnung: Fr., 24. März, 15 Uhr Ausstellungsdauer: bis Ende Juni Luthers Schriften auf den Linzer Märkten Auf den weitberühmten Linzer Märkten zu Ostern und im Herbst verkauften Buchdrucker aus den freien Reichsstädten Luthers Schriften. Erst die Erfindung Gutenbergs – der Buchdruck mit beweglichen Lettern – ermöglichte die rasche Verbreitung der Mitauslöser des Bauernkrieges Noch 1612 klagt der Florianer Probst, dass der Prediger in Schloss Traun das Volk durch wütendes Schimpfen verhetze und dem katholischen Pfarrer die Zuhörer und Abgaben entziehe. Als 1624 Kaiser Ferdinand II. anordnete, dass „alle Prädikanten und lutherischen Schulmeister“ das Land innerhalb von acht Tagen zu verlassen hätten, war das mit ein Auslöser für den Bauernkrieg 1626. Nach der blutigen Niederschlagung des Aufstandes blieb nur der Übertritt zum katholischen Glauben oder die Auswanderung. Siegmund Adam von Traun musste 1629 die stark verschuldete Herrschaft Traun verkaufen, konvertierte allerdings zum katholischen Glauben und wurde hoher Würdenträger in Niederösterreich. Mehr als 150 Jahre wurde in den habsburgischen Erblanden keine GlaubensAbweichung geduldet, entdeckte „Lutherische“ wurden nach Siebenbürgen deportiert – „Landler“ genannt. Noch unter der strenggläubigen Maria Theresia geschahen diese Zwangsumsiedlungen. KONTAKT MUSEUM IM „STEINHUMERGUT“ Neubauerstraße 75, Traun Öffnungszeiten: jeden letzten Mittwoch im Monat, von 14–18 Uhr und jeden 2. Samstag, von 14–17 Uhr sowie nach tel. Vereinbarung unter 0 72 29 / 688-105 oder bei Georg Sayer unter 0 72 29 / 74 851 www.traun.at Bild links: Epitaph Ottos und seiner Frau Herzelaut von Traun Bild rechts: Sigmund Adam Herr von Traun Fotos: Archiv Stadt Trau n