background image
turen immer mehr auflösten,
gab es wahnwitzige Befehle,
so wurde die Straßenbrücke
über die Traun gesprengt, an-
dere Anordnungen, wie die
Sprengung der Eisenbahnbrü-
cke und der Industriebetriebe,
wurden von mutigen Men-
schen nicht ausgeführt.
Die Amerikaner
Dann waren die Amerikaner
da und der Krieg war aus. Die
Trauner Bevölkerung war si-
cher froh über das Ende des
Krieges, das Ende der stän-
digen Luftangriffe,
Traun war in den letzten
Kriegstagen voller Militär ­
verschiedene Einheiten aus
dem Osten Österreichs waren
nach Traun verlegt worden.
Polnische, russische, franzö-
sische Kriegsgefangene und
Zwangsarbeiter arbeiteten in
der Landwirtschaft und der
Trauner und Linzer Industrie
und hofften auf Befreiung.
Einheimische Männer waren
ja im Krieg, oder bereits in
Gefangenschaft. Flüchtlinge ­
zum Teil mit Ross und Wagen -
aus den von der Roten Armee
eroberten südosteuropäischen
Ländern mussten versorgt
werden. Traun war mehrmals
bombardiert worden, es gab
Tote, Verwundete. Neben den
Schulen in der Linzerstraße
wurden Splittergräben aus-
gehoben. Die Schule war be-
schädigt und geschlossen. Seit
Monaten litt der Unterricht
an häufigem Luftalarm und
am Mangel an Lehrern. Sie
waren nach und nach eingezo-
gen worden, die Letzten zum
,,Volkssturm" ­ ein irrer Ver-
such Widerstand gegen den
heranrückenden überlegenen
Feind zu leisten. Panzersper-
ren wurden errichtet. Obwohl
sich die staatlichen Struk-
der verlogenen Propaganda,
dem Diktat der NS-Partei,
sah aber der ungewissen Zu-
kunft mit Sorge entgegen.
Die Amerikaner kamen als
Sieger, nicht als Befreier. Je-
der private Kontakt mit der
einheimischen Bevölkerung
war den US-Soldaten, den
GIs, verboten ­ das änderte
sich erst später. Die befreiten
Zwangsarbeiter, Kriegsgefan-
genen, Häftlinge zogen durch
das Land, es kam zu Gewalt-
taten, Plünderungen. Die Gen-
darmerie war als Feind von
den Amerikanern entwaffnet
worden.
Ausgangssperren,
Beschlagnahmungen
vieler
Häuser, z. B. in der Linzer-
straße, Gasthäuser, der ,,Böh-
mischen Villa", des vorher
schon von der NS-Partei be-
schlagnahmten katholischen
Vereinshauses. Die Bewohner
mussten in wenigen Stun-
den ihre Wohnung verlassen,
durften nur das Notwendigste
mitnehmen, Amerikaner mit
ihren Familien zogen ein.
Sämtliche Waffen, Fotoappa-
rate, Ferngläser mussten ab-
geliefert werden. Ehemalige
NS-Parteimitglieder mussten
Hausrat, Kleidung für die be-
freiten Häftlinge abliefern,
prominente
NS-Mitglieder,
vorzüglich Amtsträger, kamen
zur Umerziehung in das Inter-
nierungslager
Glasenbach bei
Salzburg. Der
Bürgermeister
abgesetzt.
Am
18. Mai wurde
Gustav Kögler mit
1925
Stimmen
zum neuen Bür-
germeister gewählt ­ 996 Stim-
men erhielt der Gegenkandi-
dat Gen. Insp. Josef Zauner.
Erst allmählich normalisierte
sich das Leben: Einschrän-
kungen wurden langsam auf-
gehoben, die Schulen wieder
geöffnet ­ allerdings musste
der Jahrgang wiederholt wer-
den - , viele Männer aus der
Gefangenschaft kamen wieder
zu ihren Familien, ehemalige
Zwangsarbeiter,
Kriegsge-
fangene kehrten in ihre Hei-
mat zurück. Im März 1950
verließen die Amerikaner
Traun und die Häuser wur-
den zurückgegeben. Es kamen
schwierige Jahre: Wohnungs-
not, Flüchtlinge, Lebensmit-
telkarten. Aber auch der Wil-
le, diese Schwierigkeiten zu
überwinden und ein beispiel-
loser Aufstieg folgte: eine lan-
ge Friedensperiode, ein in der
Geschichte noch nie dagewe-
sener Wohlstand. Vielleicht ist
es gut, sich daran zu erinnern,
dass es nicht immer so war.
KRIEGSENDE
in Traun
Vor 75 Jahren, im Mai 1945, ging der
schreckliche 2. Weltkrieg in Europa zu Ende.
anno dazumal von Georg Sayer
KONTAKT
MUSEUM IM
,,STEINHUMERGUT"
Neubauerstraße 75, Traun
Öffnungszeiten:
jeden letzten Mittwoch
im Monat, von 14­18 Uhr
und am 2. Samstag im
Monat, von 14­17 Uhr
sowie
nach tel. Verein-
barung: 07229 / 688-105
oder bei Georg Sayer
unter 07229 / 74 851
www.traun.at
Panzersperren in der Bahnhofsstraße
Fotos: Archiv Stadt T
raun
Heimkehr nach
acht Jahren russ.
Gefangenschaft
Kriegsgefangene im Steinhumergut
Volkssturm