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,,Kauf in Traun
­ mit Abstand am besten!"
Bereits im ersten Lockdown
kreierte Koll diesen Slogan,
krempelte die Ärmel hoch und
setzt ­ in Abstimmung mit der
Stadt - viele Initiativen, um die
Trauner Wirtschaft gut durch
diese Zeit zu begleiten. Wir
trafen Karl-Heinz Koll zum Ge-
spräch.
Herr Koll, wie kam die Trauner
Wirtschaft bisher durch die
Corona-Krise?
Ing. Koll:
Ich bin täglich mit ver-
schiedenen Unternehmern und
Unternehmerinnen in Kontakt
und erlebe ihre Hoffnungen
und Ängste. Viele konnten die
Krise nutzen, um ihr Geschäfts-
modell umzubauen und davon
profitieren, sei es durch eine
verstärkte Online-Präsenz, Click
& Collect, eigene Lieferdienste
oder einfallsreiche neue Ange-
bote.
Es gibt aber auch jene, die trotz
aller Bemühungen einen gro-
ßen Schaden nehmen werden
und bei einem weiteren voll-
ständigen Lockdown werden
all diese Bemühungen umsonst
gewesen sein. Hier stehen Exis-
tenzen, Familien und Hoffnun-
gen auf dem Spiel.
Durch welche Maßnahmen
unterstützen Stadtmarketing
und Stadt Traun die Sicherung
der regionalen Kaufkraft?
Ing. Koll:
Wir können die Men-
schen verstärkt motivieren, ihre
Produkte regional zu kaufen,
damit die Wertschöpfung nicht
abfließt, beispielsweise an
große Tech-Giganten. Deshalb
hat die Stadt Traun für Privat-
personen eine 10-prozentige
Kaufunterstützung bei Traun
Gutscheinen bis 200 Euro ein-
geführt.
Ein kleiner Beitrag mit großer
Wirkung, wie unsere Partner-
unternehmen sehen. Einige
langjährige Partner haben
ihren Monatsumsatz bei den
Gutscheineinlösungen fast ver-
zehnfacht.
Wie wichtig ist Regionalität
für die Stadtentwicklung?
Ing. Koll:
Am Beginn der Pan-
demie dachte ich an die positive
Veränderung unserer Gesell-
schaft und ich durfte das in der
Zeit auch tatsächlich erleben.
Fünf Tage nach Verkündung
des Lockdowns haben wir die
Nachbarschaftshilfe Traun ins
Leben gerufen. Mit vielen frei-
willigen Helfern und Helferin-
nen, der FFW Traun und dank
der Hilfe einiger Unternehmen
ist es uns gelungen, mehr als
700 Menschen mit Nahrungs-
mitteln zu versorgen, also 10 %
der über 62-Jährigen. Finan-
ziert wurde das vor allem von
regionalen Charity-Vereinen
­ mit Spenden, von denen der
Löwenanteil von Traunerinnen
und Traunern sowie Trauner
Unternehmen kam.
Das verstehe ich unter regio-
naler und menschlicher Wert-
schöpfung. Diese gilt es zu stär-
ken. Der regionale Kreislauf der
Wertschöpfung ist überlebens-
notwendig!
Die größte Herausforderung
in dieser Zeit?
Ing. Koll:
Vor allem müssen
wir den Menschen klarmachen,
wie wichtig es ist, regional
einzukaufen. Wir sind es ge-
wohnt, auf der Couch zu liegen,
zweimal zu klicken und zwei
Tage später stehen die neuen
Schuhe, Hosen, Handtaschen
oder Hygienemittel vor der
Türe. Diese Bequemlichkeit ist
der Tod jeder regionalen Wert-
schöpfung und damit verbun-
den sind Leistungskürzungen
der Gemeinden und für die Ge-
sellschaft.
Sind weitere Initiativen ge-
plant?
Ing. Koll:
Wir möchten jetzt
mit unserer Kampagne ,,Kauf
in Traun ­ mit Abstand am bes-
ten!" Bewusstsein schaffen und
bzw. dieses nachhaltig ändern.
Wichtig ist, dass sich die Unter-
nehmen auch auf uns verlassen
können ­ und dass wir alle ge-
meinsam gestärkt und gut auf-
gestellt aus der Krise kommen.
Information
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Trauner 2 | 2021
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Vor allem müssen wir den
Menschen klarmachen, wie
wichtig es ist, regional einzu-
kaufen.
Das verstehe ich unter
regionaler und menschlicher
Wertschöpfung. Diese gilt
es zu stärken. Der regionale
Kreislauf der Wertschöpfung
ist überlebensnotwendig!"
Ing. Karl-Heinz Koll
GF Stadtmarketing Traun
Regionaler Zusammenhalt vs.
Weltwirtschaftskrise
Ing. Karl-Heinz Koll ist Geschäftsführer des Trauner Stadtmarketings und seit einem Jahr außerordent-
lich gefordert. Doch der 31-Jährige bleibt positiv und vertraut in die Innovationskraft, die Einsatzbe-
reitschaft und in den Mut der Trauner Unternehmerinnen und Unternehmer ­ und in die Solidarität der
Trauner*innen mit ,,ihren" Betrieben.
Foto: Christian Redtenbacher
Ing. Karl-Heinz Koll, Geschäftsführer des Trauner Stadtmarketings, krempelt die Ärmel hoch und
begleitet die Trauner Wirtschaft gut durch diese fordernde Zeit.